Ach liefest Du durch den Garten noch einmal im raschen Gang – wie gerne wollte ich warten, warten stundenlang! Theodor Fontane Auch wenn man den Abschied kommen sieht, wenn er da ist und Dein Bettchen leer ist, schmerzt er sehr! Als Alessia am 6. Mai 2005 vom Tierheim zu uns kam. Glaubte sie nicht, dass sie bleiben konnte. Ausgesetzt irgendwo in Bergamo suchte sie ihre Menschen oder wieder eine Familie. Auf dem Probespaziergang wollte sie am Ende lieber nur getragen werden und kuschelte sich innig an mich. In unserer ersten Nacht, schreckte sie oft auf kam sofort zu mir und schleckte hektisch mein Gesicht ab. Beim Spaziergang trippelte sie nur knapp hinter meiner Ferse und die 5 Meter Schleppleine war überflüssig. Ca. 2 Wochen später, nach einer unruhigen Nacht, holte sie mich aufgeregt vom Mittagsschlaf und wollte mir unsicher etwas zeigen. In Ihrem Bettchen quietschte etwas und ich dachte an eine Beute oder hatte sie ein Meerschweinchen vom Balkon reingeholt? Im Bettchen lag ein feuchtes Hundekind und Alessia legte sich dazu, da schon die Wehe für das nächste einsetzte! Der Tierarzt gratulierte mir zum Kindersegen und entschuldigte sich, dass er 3 Tage zuvor beim Abhören von Alessia einen Herzfehler vermutet hatte! Die Tierheimleiterin musste sich erstmal setzten als sie hörte, was ihr junger ehemaliger Schützling geleistet hatte. 5 gesunde Welpen und keiner hatte deren heranwachsen bemerkt. Die ganze Truppe durfte für Alessias Mutterschaftsurlaub ins Tierheim Surber ziehen und dort gross und stark werden und dann eine neue Familie zu finden. Als Alessia nach dieser Zeit wieder zu uns zurück kam brauchte sie viel Schlaf und Zuneigung um spindeldürr und mit schwarzen Haaren, wie Fäden wieder zu Kräften zu kommen. Beim unseren ausgiebigen Touren, Hundeschule- und Hundesport, lebte sie dann ihre neue Energie und genoss das dazugehören im Rudelleben mit 2 Katzen, 2 Kaninchen und 5 Meerschweinchen. Mit der Zeit reagierte sie nicht mehr auf alle italienisch sprechenden Menschen, die Ihre vermisste Familie sein könnte. An unserem 1. Silvester wo sie um 00:00 Uhr erschreckt von einem Böller davon rannte, fand sie am Morgen um 4 Uhr selbständig wieder ins Haus meiner Eltern zurück, wo wir zu Besuch waren. Was für eine Leistung, nach einem Fehler von mir. Überglücklich waren wir wieder vereint. Die Bindung zwischen ihr und mir war sehr innig, mein Partner Peter und unsere Familien und Freunde mochte sie aber alle auch sehr. Ich spüre vor allem auch jetzt, wie sie geliebt wurde und wie viele Menschen sie kannten. Wir waren wo wir durften ohne Leine unterwegs und erlebten z.Bsp. 1 Monat Toskana zusammen wo Alessia auch das erste Mal im Meer schwamm. Die Bindung von Alessia und mir, schwächelte erstmals im August 2020 als Alessia verloren hinter dem TV stand. Ab diesem Zeitpunkt "geisterte" sie nachts in der Wohnung herum und fand sich nicht mehr zurecht. Als sie begann hinein zu urinieren verlegte ich meinen Schlafplatz neben ihren und begleitete sie nachts ca. 2x raus. Sie war plötzlich immer knapp dran, wusste nicht mehr wie melden und den Weg raus fand sie selten. Auch am Gartentor lief sie auf dem Nachhauseweg regelmässig vorbei und wusste auch bald nicht mehr was man draussen macht. Oft wusste sie auch nicht mehr ob wir am gehen oder heim kommen sind. Ihr Gang wurde unsicher und wackelig und auch noch andere gesundheitliche Probleme verschlechterten sich zusehends. Dies alles bewältigten wir zusammen mit der Unterstützung der Tierärzte in Marigin Adliswil und genossen, dass Alessia nun halt eine Grossmutter war. Zeitung gelesen und geschrieben wurde noch regelmässig und wissen was im Garten und der "Welt" vor sich ging, wollte sie alles! Bemerkenswert war für mich, wie geduldig die allermeisten Hunde sich von ihr z.Bsp. ab schnuppern liessen, da sie ja nicht mehr gut sah. Alle Hunde waren sehr freundlich zu dieser unsicher auf den Pfoten befindenden Hundedame. Mit der Zeit konnte Alessia selber nicht mehr alles und musste z.Bsp. die 4 Treppenstufen nach draussen getragen werden. Auch futtern, wenn alles wackelt war ein Kraftakt für sie und die vielen Medikamente brachten ihre Verdauung durcheinander. Alles ertrug sie, nahm die Medikamente und raffte sich erneut auf. Alessia hatte einen Stolz. Sie wollte nicht getragen und gehätschelt werden. Sie wollte auf ihren Pfoten gehen, langsam und wackelig, aber selber und in Würde! Bis an dem Tag, an dem sie am Morgen nicht mehr aufstehen wollte. Als ich sie in den Garten trug sackte sie zusammen und blieb liegen, bis ich sie wieder in ihr Bettchen legte. Am Abend ging es etwas besser, aber ab diesem Tag kam sie oft zu mir und zeigte mir (Körperhaltung, Kopf in Hand legen, Blick usw.), dass sie müde sei und keine Kraft mehr habe. Müde vom Leben! Da liessen wir sie schweren Herzens aber als letzter Akt der Liebe gehen. In ihrem Bettchen durfte sie gestreichelt von Peter und mir, für immer wegdämmern. Im Dicentra Tierkrematorium wurde alles sehr würdevoll in die Wege geleitet und uns begleitet. Von der Aufbahrung bist zur Asche, die wir in einer Urne mit nach Hause nehmen durften und ihr dann mal einen ewigen Platz suchen. Mein Dank geht an meine Hundeschulleiterinnen Anita und Heidy. Mit diesem Rüstzeug das Alessia und ich über die Jahre erworben haben, konnten wir auch schwierige Situationen unter anderem Alessias Demenz gut bewältigen. Auch die Tierärztinnen in Adliswil waren mir vor allem in den letzten anderthalb Jahren eine grosse Stütze. Die Corona bedingten Telefonate gaben mir immer wieder Mut und neue andere Ideen, z.B. mit der Medikamenteneingabe. All die Jahre waren mir die vielen lieben Helfer die Alessia, wenn ich nicht konnte, ausführten, hüteten, oder sonst unterstützten von Herzen wertvoll. Mein grösster Dank geht aber an meinen Partner Peter. Geplant oder kurzfristig sprang er immer ein und stellte sicher, dass es Alessia gut ging, sie zu Ihrem Auslauf kam und ihre Bedürfnisse gestillt wurde. Als meine Mutter im 2018 unerwartet starb, wäre die Unterstützung meiner Familie und die Trauerzeit, nicht so möglich gewesen, wenn Peter nicht für Alessia gesorgt hätte. Da sie nicht mehr mit der ÖV unterwegs sein konnte, weil es sie enorm stresste, durfte sie mit Peter zuhause bleiben und es ruhig und schön haben. Das wünsche ich Dir liebe Alessia, dass Du es jetzt ruhig und schön hast, aber auch ausgelassen und ohne Beschwerden mit Deinen Hundekollegen die schon voraus gegangen sind, rennen und frei fühlen kannst! Rebekka Du lebst nicht mehr auf dieser Welt, doch du wirst ewig in unseren Herzen leben. -Unbekannt